Ruth Erdt

Kinderbett

SHEDHALLE 2010

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Ruth Erdt Kinderbett 2

KINDERBETT

Von Alexandra Blättler

Ruth Erdt bewegt sich nicht erst seit jüngster Zeit in der Kunstwelt. Die Fotokünstlerin ist bekannt für ihre Fotografien über ihre Familie und Freunde und hat auch schon einige Künstlerbücher (u.a. The Gang, NICHT ZITTERN; beide Lars Müller Publishers, LIAR, kodoji press) herausgegeben. Faszinierend bewegend sind ihre Porträt-Serien von Jungendlichen, worin sie die Befindlichkeit der Adoleszenz sensibel ins Bild rückt.

Für das Werk «Kinderbett» nahm sie sich vor, vom Bild ausgehend über die Wahrnehmung und Erschaffung von Wirklichkeit weiter zu reflektieren um dann eine gänzlich skulpturale Arbeit zu präsentieren. Es ging ihr bei der Arbeit «Kinderbett» nicht um die Erschaffung von starken fotografischen Bildern, die bereits ihre Sichtweise als Künstlerin in einem vorgegebenen Rahmen und Ausschnitt präsentieren würden, sondern sie wollte mit einer räumlichen Arbeit Anlass geben, Bilder in den Köpfen der Besucher zu generieren.

Ein Kinderbett steht in einem leeren weissen Raum. Dieses Zimmer hat keine Fenster, nur eine Tür, die den einzigen in der Ausstellung hermetisch geschlossenen Raum betreten lässt. Die glänzend glatte Oberfläche der Waffen lässt es einem kalt den Rücken runter laufen.

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Ruth Erdt hat sich in ihrer diskursiven Arbeit mit dem Realen nach Jacques Lacan beschäftigt. Er definiert das, was weder imaginär noch symbolisierbar ist, sondern eine eigene, massive und singuläre Existenz und Präsenz besitzt. Das Reale sei immer etwas Unfassbares, Unsagbares und nicht Kontrollierbares, eine Art von Horror, Extase oder Trauma. Mit der Kombination von Objekt «Waffe» und Assoziation «Kind», und dem daraus resultierenden Gedanken-Gebäude, bewegt sich Erdt in eben diesem Bereich des Unsagbaren und des Traumas.

Ich kann es nicht lassen und frage Ruth, wie sie eigentlich zu diesen Waffen gekommen ist. Darauf erfolgt eine abenteuerreiche Geschichte von der Beschaffung der Sturmgewehre über die Personen-Registrierung bei der Polizei, dem zu vollbringenden Waffenschein, den verdeckten Transport und die gut gehütete Verwahrung dieser hohen Anzahl an Gewehren. Erst jetzt wird mir klar, in was für eine Geschichte sie sich mit dem Vorhaben, echte Waffen für ihre Installation zu verwenden, verwickelt hat. Auf meine Frage hin, warum sie nicht den einfacheren Weg gegangen sei und Fake-Gewehre verwendet hätte, meinte sie, dass eben genau der Weg zum Ziel in dieser Arbeit eine für sie wichtige Rolle spielen würde sowie die Echtheit der Waffen als Material des Konstrukts. Der aufkeimenden und auch einschüchternden Faszination für Waffen wollte sie auf die Schliche kommen, sowie der Frage, was Verteidigung, Freiheit und Gewalt in der heutigen Zeit bedeutet. Alexandra Blättler

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